Bier in Deutschland wird nach wie vor nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut. Demnach darf Bier nur aus den Zutaten Hopfen, Malz, Hefe und Wasser hergestellt werden. Diese Art Bier zu brauen hat eine lange Tradition. Das Reinheitsgebot selbst ist als Vorschrift wohl erst 1918 erlassen worden. Es gibt aber Dokumente aus dem Jahr 1516, in denen ebenfalls darauf hingewiesen wird.

In der Geschichte des Bieres hat es immer wieder Vorschriften, sogenannte Brauordnungen gegeben. Sie regelten auch, wer Bier brauen durfte und mit welchen Zutaten. Aus Eichstätt ist ein Dokument aus dem 14. Jahrhundert überliefert, in dem Wasser, Hefe und Gerste als Zutaten festgeschrieben sind.

Eine alte Tradition

Die Gründe, die Bierzutaten festzulegen, sind vielfältig. Zum einen wollte man verhindern, dass Bierpanscher ihre Produkte vertreiben. Denn mit steigenden Preisen für Gerste begann im 15. und 16. Jahrhundert die Bierqualität zu sinken. Man wollte aber auch verhindern, dass Kräuter verwendet werden, deren Wirkung nicht klar war und deren Benutzung auch Schaden anrichten konnte. Die bayerischen Bierbrauer sahen auch schon früh das Werbepotenzial und konnten sich so von den norddeutschen Brauern, die noch andere Getreidearten verwendeten, absetzen.

Auch heute noch wird das Reinheitsgebot von deutschen Brauereien hochgehalten, auch wenn sich der Markt langsam verändert. So werden Biere mit Zusätzen immer populärer, und in Asien wird sehr oft Reis statt oder zusätzlich zu Gerste oder Weizen verwendet.

Hopfen, der nach Mandarine schmeckt

Ein anderer Trend sind neue Hopfenarten. Sie bringen verschiedene Geschmacksnoten ins Bier. Manche schmecken nach Melone, andere nach Mandarine. Wer solche neuen Flavour Hops verwendet, produziert nach wie vor nach dem Reinheitsgebot. Dafür wird man aber dem Craft Beer-Markt gerecht. Immer mehr kleine Brauereien versuchen ihr Glück mit neuen Marken und kleinen Produktionsmengen, die dann für viel Geld verkauft werden.

Hier werden dann entweder verschiedene Getreidesorten für das Malz verwendet, Hopfenarten gemischt oder eben auch Zutaten wie Orangenschalen in den Brauprozess eingeführt. Was für traditionelle deutsche Biertrinker ein Tabu ist, wird international eher lässig gesehen. So sind belgische Witbiere dafür bekannt, auch Fruchtanteile zu haben.

Das englische Bier

Eine andere neue Bierart in Deutschland sind IPAs. Das steht für India Pale Ale und ist die englische Art, Bier zu brauen. Das IPA hat wesentlich mehr Alkohol, der größte Unterschied ist aber eine mindestens doppelte Menge Hopfen. Das gibt diesen Bieren einen sehr starken Geschmack, der manchmal durch Früchte abgemildert wird. Einige deutsche Brauereien versuchen jetzt auch, Mischungen aus Weizen- und IPA-Bieren auf den Markt zu bringen.

Wer es noch exotischer haben will, kann zum Beispiel ein Gose-Bier probieren. In dieses werden auch Milchsäurebakterien und Koriandersamen eingemischt, was dem Getränk eine besondere und fruchtige Note verleiht. Eine Prise Salz kommt auch noch in den Braukessel hinein.

Ober- und untergärig

Die meisten Trendbiere sind obergärige Biere. Das bezieht sich auf den Brauprozess: Sie sind recht schnell zu produzieren. Weil sie aber nicht die Tiefe eines Lagerbieres haben, entwickeln sich auch Nebenprodukte, die diese Biere bisweilen etwas bitter machen können. Die Farbe bei Ale Bier kommt vom verwendeten Malz. Beim Pale Ale ist das Malz weniger stark geröstet als zum Beispiel bei einem Stout.

Die meisten deutschen Biere sind Lager-Biere, die untergärig gebrauten werden und Weizenbiere, die meistens obergärig sind. Beim Weizenbier wird vor allem Weizenmalz verwendet. Es wird oft auch als Weißbier bezeichnet. So ist die Berliner Weiße zum Beispiel ein Weißbier – und eines der ersten Trendbiere, weil es seit den Achtzigerjahren auf dem Markt ist und mit Himbeer- oder Waldmeistersirup gemischt wird.